Weihnachtsgedichte - Besinnliche Zeilen

Weihnachtsgedichte sind der Klassiker zu den heiligen Tagen.

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Der Nußknacker

Nußknacker, du machst ein grimmig Gesicht —
Ich aber, ich fürchte vor dir mich nicht:
Ich weiß, du meinst es gut mit mir,
Drum bring ich meine Nüsse dir.

Ich weiß, du bist ein Meister im Knacken:
Du kannst mit deinen dicken Backen
Gar hübsch die harten Nüsse packen
Und weißt sie vortrefflich aufzuknacken:

Nußknacker, drum bitt ich dich, bitt ich dich,
Hast bessere Zähn als ich, Zähn als ich.
O knacke nur, knacke nur immerzu!

Ich will dir zu Ehren
Die Kerne verzehren.

O knacke nur, knack knack knack! immerzu!
Ei, welch ein braver Kerl bist du!

   — August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Weihnacht

Es tönt herüber - weit her, weit her -
aus der endlosen Zeit eine Wundermär,
wie ein Wipfelwehen, wie ein Lispeln süß
aus dem alten Garten, dem Paradies:
Ein Stern ging auf, wie kein Stern je war,
da wurde die Nacht wie der Tag so klar.
Eine Stimme kam aus des Himmels Höh'n:
"Selig die Augen, die solches sehn!
Selig das Ohr, dem die Stimme erklingt!
Selig alles, was Odem trinkt!
Den das Wunder der Wunder geschah,
Gott wurde Mensch! Gott ist euch nah!
Der sein Kleid sich webt aus dem Sonnengold,
den der Sternenmantel der Nacht umrollt,
er stieg hernieder aus Macht und Gewalt,
zog an des Menschen Leib und Gestalt,
um selbst zu fühlen in Leib und Geist,
was das Menschenleben auf Erden heißt."
Da wurde süß das bitter Blut,
alles, was böse, das wurde gut.
Kein Hochmut war, kein Neid der Welt,
nicht mehr herrscht das schlimme Geld,
das Herz des Menschen ging liebenden Schlag,
der Mensch war glücklich für einen Tag,
vom Übel erlöst und vom Leib befreit -
das war Weihnacht, die selige Zeit. -
Weihnacht, du strahlender Weltenbaum!
Weihnacht, du sehnender Gottestraum!
Verklungen die Mär - der Stern ist verblaßt,
wiedergekommen sind Leid und Last.
Gut war böse - Liebe entwich -
Haß und Neid in die Herzen schlich.
Giftig das Blut - in den Adern der Welt
rollend geht um das rollende Geld. -
Sehnsucht schleicht an die Tür und weint,
blickt und blickt, ob kein Stern erscheint,
horcht und horcht, ob kein Laut sich regt,
der Himmelsbotschaft herniederträgt. -
Sehnsucht steht schon viele hundert Jahr,
warten und warten noch immerdar.
Störet die heilige Sehnsucht nicht!
Gott versteht, was sie lautlos spricht.
Einmal erinnert vielleicht er sich noch
seiner Menschheit und neigt sich doch;
einmal vielleicht uns vom Himmel her
einmal, noch einmal die Wundermär:
"Frieden auf Erden! Ende dem Haß!
Freude den Menschen ohn' Unterlaß!
Von euch genommen ist Bosheit und Neid,
zu euch gekommen Glück ohne Leid!
Seligkeit! Seligkeit!
Weihnacht - Weihnacht, die selige Zeit!“

   — Ernst von Wildenbruch
Bethlehem

Aus voller Silberschale
gießt fahles Licht der Mond.
Mit blendend hellem Strahle
ein Stern am Himmel thront.

Eine ärmliche Bauernhütte
verklärt er mit feurigem Lohn,
drin ruht auf weicher Schütte
Maria mit dem Sohn.

Aus fernen Morgenlande
auf sterngewiesenem Pfad,
im schimmernden Prachtgewande
sind die drei Könige genaht.

Sie knieten anbetend vorm Knaben
und küßten ihm Stirn und Haar
und brachten kostbare Gaben:
Gold, Weihrauch und Myrrhen ihm dar.

Ein Hirtenbub stand ferne,
scheu abwärts den Blick gesenkt,
auch er hätt' gar so gerne
dem Heiland etwas geschenkt.

Er hat nichts, das er böte,
ist aller Gaben bar:
Auf seiner Hirtenflöte
bringt er ein Lied ihm dar.

Da wendet sich von den Königen
der Knab und lächelt süß
und lauscht dem zaubertönigen
Lied, das der Hirt ihm blies.

Die Englein hörten schallen
das Lied und machten es kund:
Den Menschen ein Wohlgefallen
und Frieden dem Erdenrund!

   — Richard Zoozmann

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