Nabelschnurblut

Bild:  Nabelschnurblut
Immer häufiger stoßen Schwangere in den Medien, durch Freundinnen oder auch durch ihren Arzt auf die Möglichkeit, das Nabelschnutblut ihres Neugeborenen einfrieren zu lassen.

Allgemeine Informationen

Als Nabelschnurblut bzw. Plazentarestblut bezeichnet man das kindliche Blut, das sich nach der Abnabelung des Babies noch in der Nabelschnur und der Plazenta befindet.
In den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat man herausgefunden, dass das Nabelschnurblut sehr reich an den sogenannten Stammzellen ist. Diese besonderen Zellen sind in der Lage, das blutbildende System eines kranken Menschen zu heilen!

Verantwortlich dafür ist die Umsiedlung der Blutbildung hinein in das Knochenmark. Vorher sind diese Zellen bei der Entwicklung des Babies in der Leber und Milz ansässig. Die Wanderung passiert ca. im letzten Drittel der Schwangerschaft im Babykörper über den embryonalen Kreislauf des Blutes. Deshalb findet sich zur Geburt im Kindesblut und somit auch im Blut der Nabelschnur und Plazenta außergewöhnlich viele Stammzellen.

Aber die Stammzellen aus dem Blut der Nabelschnur können sich nicht nur in Blutzellen entwickeln, auch die Entwicklung zu Nerven-/Leber-/Blutgefäß-/Muskel-/Knochen- und Knorpel- sowie Inselzellen wurde bereits wissenschaftlich nachgewiesen. Die embryonalen Stammzellen aus Nabelschnurblut können entweder zu einem späteren Zeitpunkt direkt vom Kind genutzt werden (autologe Transplantation) oder auch anderen Menschen helfen (allogene Transplantation).

Ein anderer Gründe, warum Blut aus der Nabelschnur so wertvoll ist, ist die Tatsache, dass es sich hierbei um sehr junges Blut handelt - es ist von Umwelteinflüssen und noch nicht geschädigt. Außerdem werden Blutstammzellen von Babys bei einer Transplantation weitaus seltener abgestoßen als andere Zellen (z. B. von erwachsenen Spendern).

Der Nutzen für das Kind (Autologe Transplantation)

Bislang sind etwa 100 Fälle von körpereigenen Nabelschnurblut-Transplantationen bekannt. Bereits 1999 wurde einem Kind mit einem Neuroblastom in Brasilien mit dieser Methode geholfen. Neben Erkrankungen wie ein Neuroblastom oder Retinoblastome sind auch Fälle von Knochenmarksversagen, Diabetes (Typ 1) und frühkindliche Hirnschäden mit eigenem Nabelschnurblut behandelt worden.

Aber die Konservierung von eigenem Nabelschnurblut zur privaten Vorsorge wird heutzutage noch kontrovers diskutiert - zu unwahrscheinlich ist die Tatsache, das eigene Stammzellen noch im Kindesalter benötigt werden. Auch daher kommt deutliche Kritik von Gerhard Ehninger, dem "Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie", der das Geschäft mit Einfrieren von Nabelschnurblut für reine "Geschäftemacherei" hält. Da sich im Blut der Nabelschnur aber auch sog. pluripotente bzw. proliferationsfähige Stammzellen befinden, gibt es andererseits Anlass zur Hoffnung, dass sich daraus in der Zukunft spezielle Gewebe oder Zellverbände zur Behandlung schwerer Erkrankungen züchten lassen. Auch neue, stammzellbasierte Behandlungsformen könnten sich so entwickeln lassen.

Die Eigenkonservierung von Nabelschnurblut ist kostenpflichtig, die Kosten betragen in Deutschland ungefähr 2.000 bis 2.500 Euro, inklusive der ersten zwanzig Lagerjahre. Nur das Kind bzw. die Eltern haben Zugriff auf diese Stammzellen.

Anderen Menschen helfen (Allogene Transplantation)

Die allogene Transplantation von Nabelschnurblut (Empfang von fremden Nabelschnurblutzellen) ist derzeit noch der Regelfall. Dabei werden Nabelschnurblutstammzellen aus Stammzellregistern verwendet, sofern nicht von den Eltern des Spenders ein bestimmter Einsatzzweck (z. B. für Familienangehörige) bestimmt wurde. Allogene Nabelschnurblutstammzellen werden derzeit vor allem bei Leukämien, Blutbildungsstörungen und genetisch bedingten Erkrankungen angewendet. Etwas mehr als ein Drittel aller allogenen transplantierten Nabelschnurblute werden bei Erwachsenen eingesetzt. Es gibt die folgenden Möglichkeiten, anderen Menschen zu helfen:

  • Spende für erkrankte Familienmitglieder (gerichtete Spende)
    Stammzellen eines nahen Verwandten (am besten Geschwister), sind bei vorliegender Übereinstimmung der Gewebeverträglichkeit gut zur Transplantation geeignet. Dazu wird das Nabelschnurblut bei schon vorliegender Erkrankung zielgerichtet zur späteren Behandlung des Patienten gewonnen und aufbereitet.
    Die (gerichtete) Nabelschnurblutspende ist für die Eltern kostenfrei und wird sowohl von den Stammzellregistern als auch privaten Nabelschnurblutbanken angeboten.

  • Spende an ein Stammzellregister
    Diese Spende dient dazu, einen Pool an Stammzellpräparaten aufzustellen, auf den Onkologen und Hämatologen im Bedarfsfall gezielt zugreifen können. Diese Spende ist für die Eltern kostenfrei, da die Kosten durch Spenden und Abgabegebühren der Krankenkassen gedeckt werden. In Deutschland kann Nabelschnurblut an die Stammzellregister in Dresden, Düsseldorf, Erlangen, Freiburg, Hannover, Mannheim sowie München gespendet werden. Diese Stammzellenregister arbeiten mit ca. 75 Krankenhäusern in ihrem jeweiligen Einzugsbereich zusammen und nur dort ist die sachgerechte und professionelle Entnahme von Nabelschnurblut möglich.

  • Spende für die Stammzellforschung
    Hier werden die Stammzellen für die Forschung genutzt, um deren Wirkungsweise wissenschaftlich zu untersuchen. Diese Spende wird von den Stammzellregistern, Universitäten und privaten Nabelschnurblutbanken angeboten und ist kostenfrei. Eine Spende kann aber nicht durchgeführt werden, wenn der Mutter in den letzten Wochen vor der Geburt Blutprodukte verabreicht wurden, z. B. die Anti-D-Prophylaxe.

Wie funktioniert die Entnahme von Nabelschnur-Stammzellen

Die Entnahme von Nabelschnurblut ist für Mutter und Kind völlig problemlos und sicher - für alle Beteiligten wie Hebammen und Ärzte steht an allererster Stelle das Wohl von Mutter und Kind - die Nabelschnurblut-Entnahme kommt zuletzt, wenn die Geburt vollständig abgeschlossen ist. Alle nötigen Materialien wie Kanülen, Etiketten use. bekommt die werdende Mutter vor der Geburt zugeschickt. Diese nimmt sie mit in die Klinik und dort werden die Stammzellen der Nabelschnur dann entnommen, sicher verpackt, etikettiert und von einem Kurier gekühlt zur ausgewählten Blutbank transportiert. Nach einer Untersuchung werden die Stammzellen dort aufbereitet und eingefroren.

Konservierung von Stammzellen

Zur Konservierung werden die Stammzellen in flüssigem Stickstoff bei -186°C tiefgefroren und gelagert. In verschiedenen Studien wurde nachgewiesen, dass Stammzellen aus Nabelschnurblut mindestens 15 Jahre halten, ohne ihre Vitalität zu verlieren. Theoretisch sind Stammzellen sogar über mehrere Jahrhunderte lagerfähig, ohne ihr Potenzial zu verlieren. Der Grund ist, dass die biologischen Prozesse im Inneren der Zelle bei unter -130°C vollständig eingestellt werden. Unendlich haltbar sind aber auch Stammzellen bei einer perfekten Kühlung nicht - Grund dafür ist die kosmische Strahlung, welche die Zellproben auch Gefroren und z. B. in einem stabilen Container aus Stahl permanent trifft und sie so im Laufe der Zeit schädigt.

Ich möchte Nabelschnurblut spenden

Wenn du dich für eine Spende oder Eigennutzung des Nabelschnutbluts entschieden hast, sprich am besten mit deinem Frauenarzt - dieser wird dich nochmal umfassend beraten. Wenn du das Nabelschnurblut deines Kindes spenden möchten, findest du auf den Seiten der Deutschen Knochenmarksspenderdatei (DKMS) weitere Informationen:

Deutschen Knochenmarksspenderdatei - Nabelschnurblutbank

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