Weihnachtsgedichte - Besinnliche Zeilen

Weihnachtsgedichte sind der Klassiker zu den heiligen Tagen.

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Eisblumen zu Weihnachten

Das unfruchtbare Eis, kalt, panzerglatt,
Verhärtet Leben, das dem Tode dient,
Der sich, der Farblose, mit ihm umschient –
Das Eis, das keine Seele hat,
Das unbewegte, allen Lebens Bann:
Das starre Eis selbst ist nicht tot.
In ihm auch wirkt gestaltendes Gebot,
Der Schönheit Triebkraft ward auch ihm:
Es setzt geheimnisvolle Blüten an,
Und Schwingenrispen, wie dem Seraphim
Gefiederüppig sie aus Schulternrund,
Gekraust, geschwungen, tausendförmig und
In tausend Formen eine Form, entsprießen,
Siehst du im Eis nach innerstem Gesetz,
Ein wunderbares Bild, zusammenschießen.
Die ärmste Scherbe trägt ein Wundernetz,
Und alles gleißt von Wundersilberfliesen.

Sieh, Mensch, mit Andacht diesem Wunder zu
Und glaub ans Leben! Überall sind Triebe.
Es ist kein Wahn: Im Tode selbst ist Liebe,
Und neues Werden und bewegte Ruh.

   — Otto Julius Bierbaum
Die heilige Nacht

Sitzt an der Krippe die Jungfrau fein.
Drinnen schlummert das Kindlein,
Wiegt auf dem Dach sich Engel Schar
Im schimmernden Haar,
Mit leuchtenden Schwingen.

Sie singen:
"Schlafe, träume in seliger Ruh',
Holder Knabe, und höre uns zu:
Wir singen von Deinem Königreich,
In himmlischer Pracht!

Wir singen von Deiner Schmerzen Reich,
Von der Erde Nacht!
Wir singen von einem Wunderholz,
Ragt über das Weltall hehr und stolz;

Rotglühende Tropfen fallen herab
In das offene Grab,
Das auf ewig dem Leid und dem Tode geweiht.
Und daraus in leuchtender Herrlichkeit
Steigt das Leben empor,
Pocht ans Himmelstor
Und fließt in leuchtenden Strömen wieder
Zur Erde nieder.
Löscht aus die Zeit
In dem Gotteswunder der Ewigkeit!"

So singen die Engel in stiller Nacht,
Die Jungfrau sitzt an der Krippe und wacht,
Darinnen schläft selig das himmlische Kind!
Von Mariens Augen die Träne rinnt.

   — Hedwig Kiesekamp
Weihnachten

Die eisige Straße mit Schienengeleisen,
Die Häusermasse in steinernen Reih`n,
Der Schnee in Haufen, geisterweißen,
Und der Tag, der blasse, mit kurzem Schein.

Der Kirchtüre Flügel sich stumm bewegen,
Die Menschen wie Schatten zur Türspalte gehn;
Bekreuzen die Brust, kaum daß sie sich regen,
Als grüßen sie jemand, den sie nur sehn.

Ein Kindlein aus Wachs, auf Moos und Watten,
Umgeben von Mutter und Hirten und Stall,
Umgeben vom Kommen und Gehen der Schatten,
Liegt da wie im Mittelpunkte des All.

Und Puppen als Könige, aus goldnen Papieren,
Und Mohren bei Palmen, aus Federn gedreht,
Sie kamen auf kleinen und hölzernen Tieren,
Knien tausend und tausend Jahr im Gebet.

Sie neigen sich vor den brennenden Kerzen;
Als ob im Arm jedem ein Kindlein schlief,
Siehst du sie atmen mit behutsamen Herzen
Und lauschen, ob das Kind sie beim Namen rief.

   — Max Dauthendey

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